Das Dorffest unter der Bezeichnung „Niederfallen“ wurde 1997 auf Initiative des damaligen Vorstandes des Obst- und Gartenbauvereins Herrn Werner Schamann als gesellschaftliche Veranstaltung neu belebt.
Der Brauch des „Niederfallen“ geht ursprünglich nicht auf ein Dorffest, sondern auf ein Hoffest zurück und wurde nicht nur seit Gedenken in Pfahlenheim, sondern im ganzen Gau „gefeiert“ – und zwar auf jedem Hof, der Knechte und Mägde (zur Erntearbeit) unterhielt.
Regional bedingt musste es sich in Pfahlenheim und Umgebung vordergründig um die Getreide- bzw. die Weizenernte gehandelt haben, nach deren Abschluss die Erntearbeiter am darauffolgenden Sonntag durch den Hofherrn zum „Niederfallen“ geladen wurden. Auf die Art der geernteten Feldfrucht deutet auch das sog. Schneidgeld hin, dass am Tag des „Niederfallen“ an die Erntearbeiter ausgezahlt wurde.
Traditionell wurden zum Fest „Klösslessuppe“, Rindfleisch und Meerrettich sowie die ausgezogenen, im Gau verbreiteten, Krapfen gereicht. Damals nichtalltägliche Speisen die den Stellenwert der Feier weiter unterstreichen und die zum Teil bis heute unverändert zum „Niederfallen“ angeboten werden.
„Niederfallen“ als Erntefest war nach dieser Auslegung also die weltliche Ausprägung des kirchlichen Erntedankfestes, obwohl die geschichtlichen Grenzen zwischen beiden Begriffen fließend sind. Hinzukommt das sich das Erntedankfest nicht direkt auf die Bibel zurück geht. So begründet sich der Begriff je nach Anschauung aus dem demütigen Niederknien vor Gott als Dank für alles was die Menschen im vergangen Jahr leistungsunabhängig als Geschenk aus der Schöpfung empfangen haben sowie aus dem wegwerfen des Handwerkszeugs nach getaner Arbeit und dem „fallen lassen“ (hängen lassen) des Gemüts.
„Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie saen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen;
und euer himmlischer Vater nährt sie doch.“
(Matthäus 6,26)
Gerade in überlieferten Bräuchen, stellt sich früher oder später die Frage, auf welchen Zeitpunkt oder Zeitraum und auf welche Region sich die Handlung zurückführen lässt. So auch beim „Niederfallen“. Auf der Suche nach dem Ursprung ähnlicher Veranstaltungen unter der Bezeichnung „Niederfallen“ findet sich im Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, erstmals erschienen 1927, folgende Textstelle ohne Datumsangabe:
„Im Oberstetten in Hohenzollern hieß das Erntefest ‚Niederfallen’;
da bäckt man kleine Brötchen für das Gesinde je 30/40 Stück, die Hauptspeise an dem Tag“.
Die geographische Lage von Oberstetten unweit der Burg Hohenzollern lässt die Annahme zu, dass es sich im Zitat nur um die Grafschaft Hohenzollern handeln kann, die unter diesem Namen ohne Zusatz von 1218 bis 1576 bestand hatte. Eine weitere Eingrenzung lässt sich z.B. mittels Kartenmaterial nur schwer bewerkstelligen. So gehörte der Ort Oberstetten um 1370 nicht mehr oder eher noch nicht zur Grafschaft.
Heute finden wir solche rustikalen Ernteriten bei Rindfleisch und Meerrettich nur noch bei Vereinen wie dem Obst- und Gartenbauverein Pfahlenheim. Der Mähdrescher geht - wenn es sein muss - auch nachts aufs Feld, um ohne jede Romantik und im Vergleich zu damals mit geringem Arbeitsaufwand die Früchte des Feldes und der Arbeit zu ernten. Für besinnliche Augenblicke ist in unserer schnelllebigen Welt kein Platz mehr - wir sind bettelarm geworden an solchen Dingen.